dreamachines I

        1958 erlebte der Maler und Schriftsteller Brion Gysin, ein langjähriger Freund und Mitarbeiter von William S. Burroughs, etwas sehr Außergewöhnliches.

        Er notierte am 21. Dezember in sein Tagebuch:" Erlebte heute im Bus nach Marseilles eine wahre Flut transzendentaler Farbvisionen. Wir fuhren durch eine lange Allee mit Bäumen, und ich schloß meine Augen gegen die untergehende Sonne. Eine überwältigende Flut von intensiv leuchtenden Mustern in übernatürlichen Farben explodierten hinter meinen Augenlidern: ein multidimensionales Kaleidiskop, das durchs All hinauswirbelte. Ich war der Zeit entrückt. Ich befand mich in einer Welt der Unendlichkeit. Die Vision wurde jäh unterbrochen, als wir die Bäume hinter uns ließen. Was hatte es mit dieser Vision auf sich? Was war mir widerfahren?"

        Zwei Jahre später fand er die Erklärung für dieses außergewöhnliche Erlebnis, als ihm William Burroughs ein Exemplar von The Living Brain von W. Grey Walter auslieh. "Ich erfuhr, daß ich Lichtblitzen, einem Flickern ausgesetzt war", schrieb Brion Gysin, "die nicht von einem Stroboskop stammten, sondern von der Sonne, deren Licht von den regelmäßigen Zwischenräumen der Bäume in präzise Bruchteile von Sekunden zerlegt wurde, als ich daran vorbeifuhr. Ein Glücksfall von eins zu einer Million."

        Ian Sommerville, ein Bekannter Burroughs' und Gysins, hatte das Buch von Walters auch gelesen, und da er wissenschaftlich dachte, beschloß er, Brion Gysins Erfahrung experimentiell nachzuvollziehen.
        Am 15. Februar 1959 schrieb er aus Cambridge in einem Brief an Gysin:"Ich habe eine einfache Flickermaschine gebaut; ein durchlöcherter Zylinder aus Pappe, der auf einem Plattenteller bei 78 Umdrehungen pro Minute um eine Lichtquelle wirbelt. Man sieht mit geschlossenen Augen hinein, so daß auf den Augenlidern ein Flackern erzeugt wird.


Brion Gysin und Ian Sommerville stellen die Dreamachine vor
Brion Gysin und Ian Sommerville stellen die Dreamachine vor