Brion Gysin

        Brion Gysin wurde am 19. 1. 1916 in England als Sohn eines schweizerischen Vaters und einer kanadischen Mutter geboren. Sein Vater starb, als Gysin 9 Monate alt war. Daraufhin zog seine Mutter zu Verwandten in die USA, erst nach nach New York, dann nach Kansas City.

        In seiner Jugend besuchte er die High School in Edmonton (Alberta) Canada, später eine elitäre englische Privatschule. Zu dieser Zeit begann er auch mit dem Verfassen eigener Gedichte.
Brion Gysin und Mohammed Mrabet in Tanger, ca. 1968
Brion Gysin und Mohammed Mrabet
in Tanger, ca. 1968
(Photo: Paul Bowles)

        Es folgte ein Studium an der Sorbonne in Paris. Dort, wo er unter anderem im Kreis rund um Gertrude Stein anzutreffen war, machte er die Bekanntschaft vieler Schriftsteller und Maler.
        1935 nahm er an einer Gruppenausstellung der Surrealisten teil, seine Bilder wurden aber auf Anordnung André Bretons aus der Ausstellung entfernt.
        1939 hatte er seine erste Einzelausstellung unweit der Champs-Elysées.

        Später heiratete er, trennte sich aber wieder von seiner Frau, nachdem sein Sohn Selbstmord begangen hatte. Gysin vermutete, dieser hätte sich bei seiner Frau mit Syphilis angesteckt.

        1946 veröffentlichte er in Kanada das Buch TO MASTER A LONG GOODNIGHT, das als ein Buch über Sklaverei die wahre Geschichte von Onkel Tom erzählen sollte.

        1950 kam er nach Tanger, Marokko und betrieb dort bald, zusammen mit den Master Musicians of Joujouka, einer Gruppe von traditionellen marokkanischen Musikern, ein Restaurant namens 1001 Nights, verlor es aber eigenen Angaben zufolge, da seine Angestellten gegen ihn Schwarze Magie anwendeten. Auch die Unabhängigkeit Marokkos 1956 und der darauf folgende Kundenschwund konnten ein Grund sein.

        In Tanger lernte er auch erstmals William Burroughs kennen, doch ihre Gysins restliches Leben andauernde nicht sexuell geprägte Freundschaft begann erst, nachdem sie sich durch einen Zufall im Jahre 1958 in Paris wieder trafen. William Burroughs sprach von Brion Gysin als "the only man I have ever respected".

Brion Gysin 1960 in Paris
Brion Gysin 1960 in Paris
(Photo: Bary Miles Collection)
Brion Gysin kurz vor seinem Tode
Brion Gysin kurz vor seinem Tode
(Photo: Ira Cohen)
        Wie Burroughs glaubte Gysin an die Welt der Magie: Tierspiritismus, Verwünschungen, Trancezustände und die Kraft der Suggestion. Gemeinsam führten sie viele Experimente zur Erforschung des menschlichen Geistes und des Unterbewußtseins durch.
        Zusammen entwickelten Gysin und Burrough die Cutup-Methode, eine Art Text-Collagetechnik, und veröffentlichten eine Reihe Bücher, die auf dieser Methode des Schreibens basierten, so unter anderem MINUTES TO GO, THE EXTERMINATOR und THE THIRD MIND.

        1969 schrieb Gysin den Roman THE PROCESS.

        Brion Gysin starb 1986 an einem langwierigen Krebsleiden.

        Von Brion Gysin ist auf Deutsch unter dem Titel UMHERSCHWEIFEN, BEUTE MACHEN eine Sammlung von Kurzgeschichten, Cutups und Tagebucheinträgen erschienen.